Do. Nov 21st, 2024
Bad Sooden. Foto: Ulrich HorbBad Sooden. Foto: Ulrich Horb
Gradierwerk von Bad Sooden-Allendorf. Foto: Ulrich Horb
Gradierwerk von Bad Sooden-Allendorf. Foto: Ulrich Horb

Salz liegt in der Luft. Unablässig rinnt im Gradierwerk von Bad Sooden-Allendorf die Sole über ein Geflecht von Zweigen aus Schwarzdorn, ein leichter Sprühnebel salzhaltigen Wassers weht durch die Luft.  Kurgäste machen hier ihre Rundgänge zur Inhalation.

Allendorf. Foto: Ulrich Horb
Allendorf. Foto: Ulrich Horb

Viele Jahrhunderte lang hat das Salz den Reichtum und die Geschichte des Doppelorts Bad Sooden-Allendorf rechts und links der Werra bestimmt, der im heutigen nordhessischen Werra-Meißner-Kreis liegt. Ende des 8. Jahrhunderts berichtet eine Urkunde von der Schenkung von Salzquellen und Salzpfannen mitsamt den Arbeitern durch Karl den Großen an das Kloster Fulda. Dort war jede Woche ein Karren Salz abzuliefern. Im 13. Jahrhundert erhielt Allendorf Stadtrechte, Stadtmauer und Befestigung entstanden.

Allendorf. Foto: Ulrich Horb
Allendorf. Foto: Ulrich Horb
Allendorf. Foto: Ulrich Horb
Allendorf. Foto: Ulrich Horb

Allendorf mit seinen Fachwerkbauten zeugt vom früheren Reichtum des Ortes und seiner Bürgerinnen und Bürger. Die Anlagen zur Salzgewinnung lagen vornehmlich auf der anderen Seite der Werra, im heutigen Bad Sooden. Ein Salzmuseum im Söderturm erzählt dort von der Geschichte.

Geflecht von Schwarzdorn im Gradierwerk. Hier läuft das Salzwasser herunter. Foto: Ulrich
Geflecht von Schwarzdorn im Gradierwerk. Hier läuft das Salzwasser herunter. Foto: Ulrich Horb
Geflecht von Schwarzdorn im Gradierwerk. Foto: Ulrich Horb
Geflecht von Schwarzdorn im Gradierwerk. Hier läuft das Salzwasser herunter. Foto: Ulrich Horb

Anfangs wurde die Sole von Arbeitern mit Eimern aus einem Brunnen geschöpft, später übernehmen Pferde Zugdienste, schließlich kamen Wasserräder zum Einsatz. 22 Gradierwerke wurden errichtet, in denen das Salzwasser mit jedem Durchlauf konzentrierter wurde. Je salzhaltiger das Wasser, desto weniger Brennmaterial wurde benötigt, um im letzten Schritt beim Sieden der Sole in Siedehäusern das Salz zu gewinnen. Nur eins der Gradierwerke ist erhalten geblieben. Ein Salzamt genehmigte Verkauf und Transport, 1731 verfügte die Saline über 349 Planwagen zum Transport des kostbaren Guts. Auf dem Rückweg brachten die Fuhrleute Weine und andere Waren mit.

Salzwaage. Foto: Ulrich Horb
Salzwaage im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt niedergebrannt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann der Wiederaufbau, heute bietet der Ort noch immer eine geschlossene und weitgehend einheitliche Fachwerkkulisse.

Letztes Brikett im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb
Letztes Brikett im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb

Um 1850 wurde die Salzgewinnung aus der Sole unwirtschaftlich, die Konkurrenz der Steinsalzsalinen wurde zu stark. Um 1900 wurden noch vier Gradierwerke betrieben. Die heilende Wirkung der Sole wurde in  Sooden nun für den Aufbau eines Kurbetriebs genutzt. 1881 wurde das erste Badehaus mit 12 Wannen eingeweiht, es entstanden am Stadtrand von Sooden Villen zur Unterbringung der Kurgäste.

Badewanne im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb
Badewanne im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb

Der Kurbereich verdrängte nach und nach die Anlagen zur Salzgewinnung, die in der Salzgewinnung beschäftigten Handwerker vermieteten nun Unterkünfte. Das Gradierwerk erhielt einen hölzernen Wandelgang zur Inhalation. Heute hat Bad Sooden-Allendorf Kurkliniken und eine Therme mit großem Saunabereich und Außenschwimmbereich. Ein Brunnenfest, das jedes Jahr zu Pfingsten stattfindet, erinnert an die Zeit der Salzgewinnung.

Modell des Gradierwerks im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb
Modell des Gradierwerks im Salzmuseum. Foto: Ulrich Horb

 

Evangelische Kirche von Bad Sooden. Foto: Ulrich Horb
Evangelische Kirche von Bad Sooden. Foto: Ulrich Horb
Tor nach Bad Sooden. Foto Ulrich Horb
Tor nach Bad Sooden. Foto Ulrich Horb
Tor nach Bad Sooden. Foto Ulrich Horb
Tor nach Bad Sooden. Im Söderturm befindet sich das Salzmuseum. Foto Ulrich Horb

 

Von Ulrich Horb

Jahrgang 1955, lebt und arbeitet als Journalist und Fotograf in Berlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »