Der RBB, der Rundfunk für Berlin und Brandenburg, erfindet sich derzeit neu. Die Rahmenbedingungen sind nicht einfach. Für ein neues Telemediengesetz, das die „Fesseln des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lockert“, spricht sich RBB-Intendantin Patricia Schlesinger aus. Sie wirbt dafür um Unterstützung aus der Politik.
Hör- und Sehgewohnheiten ändern sich rasant, Streamingdienste wie Netflix oder Amazon bieten Zugang zu Tausenden von Filmen und Serien. Viele Sendungen werden heute zeitversetzt angesehen. Im Gespräch mit Mitgliedern des „Kulturforums Stadt Berlin der Sozialdemokratie“ wies die RBB-Intendantin auf den bislang ungleichen Konkurrenzkampf hin. Denn die öffentlich-rechtlichen Sender müssen ihre Angebote meist schon nach kurzer Zeit wieder aus dem Netz nehmen, um keine Konkurrenz zu den privaten Verlagen zu schaffen. Eine falsche Konfrontation, wie Patricia Schlesinger findet. „Während wir uns hier mit den Verlagen streiten, überholen uns rechts und links die großen Giganten wie Google oder Amazon.“
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Wenn die Verlage mit ihren journalistischen Angeboten im Internet kaum Geld verdienen, liege das nicht an den öffentlich-rechtlichen Anstalten, so die RBB-Intendantin. Auch in Ländern, in denen es keine solche Konkurrenz gebe, seien noch keine erfolgversprechenden Bezahlmodelle für die Internetangebote von Zeitungen und Zeitschriften eingeführt worden. Die jetzige Regelung, die „presseähnliche Angebote“ auf den Sender-Websites untersagt, erweist sich zunehmend als unpraktikabel. Denn die Nutzer wollen die schnelle Information. Die finde er in kurzen Texten, nicht in Videos. Gerade im Nachrichtensektor liege die große Stärke eines wirtschaftlich unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Diese Stärke gelte es zu erhalten, ehe die US-Giganten auch in diesen Bereich vorstoßen.
RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, Moderatorin, Auslandskorrespondentin und zuletzt Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim NDR, hat ihr Amt beim RBB am 1. Juli 2016 angetreten. Seither reformiert sie den Sender behutsam. Den Anfang machte eine Strukturreform beim RBB-Fernsehen. Früher, so erläuterte sie beim Treffen mit dem SPD-Kulturforum, habe es an vier bis fünf Abenden Fremdproduktionen gegeben, jetzt stehen an ebenso vielen Abenden Eigenproduktionen auf dem Programm. Seinem alten Image begegnet der RBB mit Selbstironie: „Bloß nicht langweilen“ heißt der neue Werbeslogan, der auch am Eingang prangt – dort allerdings nach innen gerichtet. Bei den Zuschauerzahlen geht es inzwischen leicht aufwärts. Und mit der Übernahme des ARD-Mittagsmagazins kann der RBB seine Nachrichtenkompetenz bundesweit unter Beweis stellen. Nun soll das Hörfunkangebot auf den Prüfstand kommen, die Ausrichtung der verschiedenen Hörfunkwellen ebenso wie einzelne Programmbestandteile oder die Erzählweise. Nach und nach wird zudem die technische Empfangbarkeit über DAB+ ausgebaut.
Der RBB bildet aus, er fördert aber auch die regionale Kultur. Mit rund hundert Kultureinrichtungen in Berlin und Brandenburg bestehen Partnerschaften. „Wir begreifen uns selbst als Kulturinstitution“, so Patricia Schlesinger.
12.Februar 2018